Neuer Tag, neue Herausforderungen

Kurzversion: Sonne, feststecken, einkaufen, Holz sammeln, baden, Hühnersuppe, Herd, Kettensäge

Heute ist wieder schönes Wetter, nachdem es die ganze Nacht so toll aufs Dach geplätschert hat, dass Rosa, die Regen ja gar nicht gewohnt ist, nicht schlafen konnte. Es war tatsächlich recht laut, mir macht ein monotones Geräusch aber nichts aus und ich habe wie ein Stein geschlafen. Die Delfine sind auch wieder kurz da, und ich laufe ans Meer um ein besseres Bild zu bekommen, leider nicht wirklich erfolgreich. Bis ich unten bin sind sie schon wieder weitergezogen und ein gutes Bild kommt nicht zustande.

Heut wollen wir noch einen ruhigen Tag einlegen, damit sich auch Roman, Daniela und meine Großeltern erholen können, die gestern ja den ganzen Tag unterwegs waren. Also steht nur einkaufen auf dem Plan, und Feuerholz sammeln, da es doch recht kühl ist, und wir mit den Vorräten vom Haus vielleicht noch heute und morgen hinkommen. Am Strand liegt viel Schwemmholz rum, das aber zum Großteil noch vom Regen nass ist.

Dann wollen wir los zum Einkaufen. Beim Wenden jedoch sinkt der Pick-Up mit Roman mit den Vorderrädern im Sand ein, und sitzt fest. Wir versuchen zu schaufeln, Bretter unterzulegen, alles, doch das Auto hat nur Hinterrad-Antrieb, und auf der Achse ist nicht genug Gewicht um den schweren Motor vorne rauszuziehen, nicht einmal, als wir uns alle auf die Ladefläche setzen. Wir versuchen es also mit vorne anschieben, auch ohne Erfolg. Zum Glück haben wir vorhin am Strand ein Seil gefunden, das wir jetzt zwischen dem Pick-Up und dem anderen Auto spannen. Opa meint, alles besser zu wissen, und sagt, wie es gemacht werden muss und nicht anders. Auch das ist erstmal nicht von Erfolg gekrönt. Erst, als sich Mama und Roman in den zwei Autos absprechen, klappt es. Was lernen wir daraus: Wenn ein Auto feststeckt, und mit einem anderen rausgezogen werden soll, muss die Leine dazwischen erstmal Locker sein. In dem Moment nämlich, in dem beide Gas geben und es zusätzlich vom Spannen der Leine einen Ruck gibt, wird die Haftreibungskraft überwunden und die Autos kommen ins Rollen. Physikalisch hätte ich da eigentlich draufkommen sollen. Aber naja, Physik in der realen Anwendung ist halt doch nochmal was anderes.

In der Stadt selbst steigen Daniela und Rosa aus, da sie nochmal zur Bank müssen. Wir restlichen fahren weiter zum Einkaufen. Wir kommen zu einem riesigen Laden, der an die großen Märkte in Frankreich erinnert, hier gibt es alles. Nur wo?

Blöderweise haben wir zum einen den Einkaufszettel vergessen, wir versuchen uns so gut wie möglich zu erinnern. Wir kaufen aber extra einen Kuchen, damit wir morgen zum Geburtstag meines Onkels Jojo auch mit Kuchen essen können. Er ist zwar in Deutschland, aber ein guter Grund für Kuchen ist das allemal. Ansonsten decken wir uns mit Lebensmitteln ein, damit es bis Montag reicht, da wir ja auch endlich mal die Gegend sehen wollen.

Kurz nachdem wir zurück sind, fangen wir an Holz zu sammeln. Die Flut hat noch einiges mehr an angeschwemmt, und die Sonne hat das vorhandene schon recht gut getrocknet. Wir finden einige gute Stücke, viele sind jedoch zu groß, so dass wir eine Säge bräuchten. Wir haben aber nur eine Axt unter der Veranda gefunden beim restlichen Feuerholz-Vorrat, die dafür aber nicht sonderlich geeignet ist. Mal schauen was wir damit anfangen, wir nehmen die meisten trotzdem erstmal mit. Danach steige ich in meinen Badeanzug, da ich auch mal etwas tiefer ins Wasser möchte. Vielleicht nicht unbedingt schwimmen, aber ich will doch mal tiefer als bis zum Knöchel ins Nass. Nachher bin ich bis zum Po durchnässt und durchfroren, aber die Sonne wärmt mich wieder und auch die Steine sind angenehm aufgeheizt, so dass ich nur im Wind friere.

Ebbe

Etwas später, ich bin schon wieder umgezogen, kommt die Vermieterin vorbei um das Geld zu holen und nachzuschauen, ob alles OK ist. Ich erfahre, dass sie Ines heißt. Sie ist wirklich um uns besorgt, eine total liebe Frau. Opa hat inzwischen festgestellt, dass der Gasherd nicht richtig tut, sobald mehr als eine Platte an ist. Sonst haben wir aber kein Beschwerden. Wir wollen sonst nur noch wissen, wie wir am besten an Feuerholz kommen. Ines lacht und meint, sie bringt am Samstag welches, wenn das nicht reicht sollen wir zu ihrem Wochenend-Haus gehen, dass nur ein zweihundert Meter weiter den Hang hoch ist, und uns da welches nehmen. Auch unser Problem mit dem Herd sieht sie sich an, findet jedoch keine Lösung. Denn die Gasflasche ist fühlbar voll, genauso wie die andere fürs heiße Wasser. Sie tauscht beide sogar gegeneinander aus, aber es verbessert sich nicht. Sie verspricht, mit ihrem Mann zu reden, vielleicht hat er eine Idee was los ist. Und da es aktuell auch nicht untragbar ist, wollen sie spätestens Samstag eine Lösung haben und wieder kommen.

Allerdings ist sie schon etwa zwei Stunden später wieder da, und wir lernen auch ihren Mann kennen, den sie mitgebracht hat. Es ist lustig, wie beide auch optisch gut zusammenpassen, beide haben viele Lachfalten und freundliche Gesichter. Auch Raúl spricht gutes Englisch, so dass wir uns unterhalten können. Sie haben Austausch für den Schlauch zwischen Herd und Gasflasche mitgebracht, und eine Kettensäge für unser gesammeltes Holz. Wir sind begeistert, dass sie so schnell handeln und sich um uns kümmern. Zum einen geht der Herd nach ein bisschen Rumgewerkel wieder (der alte Schlauch war abgeknickt), und auch die Hälfte des Schwemmholzes sägt Raúl uns klein, bevor sich leider die Kette verhakt und nichts weiter geht. Er lacht und sagt, Samstag ist sie repariert. Es sei halt nur eine Schwedische, und keine Deutsche, da wäre das nicht passiert. Er erzählt uns auch von den deutschen, die hier in Südchile wohnen, und die alle kurz vor Ende des zweiten Weltkrieges hier eingewandert sind. Die haben damals Land und Werkzeug und Geld bekommen, und viele dieser Familien sind jetzt reich. Einer der 15 reichtsten Männer ist wohl ein hier nach Südchile eingewanderter Deutscher, und lebt hier auch noch. Und auch Honnecker ist hier in Chile gestorben, seine Frau soll wohl noch leben. Außerdem berichtet er uns von der Flora und Fauna, von Nordchile und allem möglichen. Rundum nette Menschen einfach.

Als Ines und Raúl uns für heute verlassen, ist es schon kurz nach 8. Wir rufen noch eben Jojo an, um ihm zu gratulieren, allerdings ist das wenige Geld das noch auf Romans chilenische Handykarte geladen war nach einer Minute zuende, und wir werden mittem im Gespräch unterbrochen. Aber immerhin, gesungen haben wir ihm alle zusammen.

Der Tag klingt am prasselnden Kamin aus, mit ein bisschen Knabberzeug, Kreuzworträtseln, Sudokus, mit mir am Laptop. Mal schauen, was morgen für Abenteuer auf uns warten. Wobei ich auch ehrlich sagen muss: Ein Tag ohne mittlere bis große Katastrophe wäre mir auch mal recht.