Archiv für den Monat: Dezember 2014

Ankunft in Antofagasta

Vorneweg: Inzwischen sind wir alle wieder gut in Deutschland angekommen und der Arbeitsalltag hat uns eingeholt. Ich werde in den nächsten Tagen den Blog so gut wie möglich aktualisieren und auch die letzten Posts noch schreiben, Bilder auswählen und einbinden, und schließlich veröffentlichen.

Kurzversion:
Mittwoch: Ankunft nach Nachtfahrt, Frühstück, Wäsche waschen, engere Familie
Donnerstag: Hafen, Museum, Mall, Rocket

Das erste was ich beim Erwachen sehe, ist Sand. Es ist schon hell draußen, etwa 8 Uhr, und ich habe wesentlich besser geschlafen als erwartet. Und wir fahren gerade an der Mano del Desierto vorbei, einem Kunstwerk etwa 60km vor Antofagasta mitten in der Wüste an der Panamerikana, der Straße die von Alaska oben fast ohne Unterbrechung bis ganz runter nach Feuerland führt. Ich schaffe es sogar in meinem verschlafenen Zustand ein Foto zu machen:

Mano del Desierto

Ein Weilchen später sind wir in Antofagasta, und werden am Busbahnhof von Danielas Vater Eduardo abgeholt. Da ins Auto nicht alle reinpassen, fahren wir auf zweimal. Dann, angekommen, treffen wir auch ein paar andere der Familie, die hier alle irgendwo im Haus wohnen, das sehr abenteuerlich gebaut ist. Rosa kennen wir ja schon, außerdem wohnt hier Danielas älterer Bruder Pablo mit seiner Frau Elisabeth und dem grade einmal 7 Monate alten Sohn Augustin. Außerdem wohnt im oberen Stockwerk Danielas ältere Schwester Roxanna mit ihren beiden Kindern Areceli, die schon 19 ist und Mineningenieurswesen studiert, und Walter, der 14 ist, noch zu Schule geht und gerne HipHop mag. Das Haus selbst ist sehr lustig gebaut, und man sieht genau, wo irgendwann einfach noch ein Raum hingebaut wurde. Während das untere Stockwerk relativ normal ist, also aus Ziegeln, verputzt und so weiter, sieht man schon von Vorne, dass hier im Nachhinein ein zweites Stockwerk aufgesetzt wurde. Dieses ist hauptsächlich aus Holz. Außerdem ist der kleine Innenhof inzwischen relativ verbaut, und es gibt immer wieder Fenster, die einfach in andere Zimmer gehen statt irgendwo ins Freie. Außerdem haben manche Fenster kein Glas oder stehen einfach immer offen, weil ein Kabel durchführt. Man merkt also auch sofort, dass es hier nicht oft regnet und keiner Angst hat, dass es reinregnen könnte.

Innenhof

Schon kurz nach unserer Ankunft ist klar, dass Danielas Familie für uns geplant hat, hier mehr als eine Nacht zu verbringen. Alle Möbel wurden umgestellt, und sie haben extra Betten gekauft, um uns alle unterzubringen. Wir sind einfach nur gerührt, dass sie das alles auf sich nehmen. Wir bleiben also, und gehen nicht in ein Hotel, und wollen durch Einkaufen für die Familie und ähnliches ein wenig wiedergutmachen.

Den Rest des Tages verbringen wir mit Erkunden der näheren Umgebung, Wäsche waschen und ausruhen, und arg viel mehr machen wir nicht mehr.

Donnerstag beginnen wir mit dem Erkunden des Stadtzentrums von Antofagasta: Wir (Roman, Daniela, Rosa, Oma, Opa, Mama, ich) fahren mit dem Bus ein Stück und laufen von da zuerst zum Hafen, wo um die Uhrzeit die frischen Fänge verkauft werden. Das wissen auch die Pelikane und reihen sich schon auf falls etwas abfällt…

Hafen

…und auch die Seelöwen wollen sich das nicht entgehen lassen.

Seelöwen

Die Pelikane werden beinahe sogar aufdringlich und watscheln zwischen den ganzen Leuten herum:

Pelikane

Gerade als wir den Hafen verlassen, treffen wir zufällig die Frau von Christian, Danielas ältestem Bruder, die auch Elisabeth heißt, zusammen mit ihrem jüngsten Sohn Felipe, Danielas Lieblingsneffen. Christian selbst wird erst Freitag Abend zurück aus Calama kommen, wo er unter der Woche als Personal- und Lagerverwalter einer großen Baufirma arbeitet.

Während Daniela zum Amt geht wo sie ihren Führerschein abholen kann, der ja gestohlen wurde, gehen wir restlichen weiter zum Stadtmuseum. Das ist in einem alten Haus im Kolonialstil, und der Eintritt kostet nur 300 Pesos für Senioren, Studenten und Kinder, sowie 600 für „normale“ Erwachsene. Interessant ist, dass mein Studentenausweis hier überall anstandslos akzeptiert wird.

Stadtmuseum

Zuerst erhalten wir auf Spanisch eine Einführung über den Aufbau des Museums, aber nur Rosa versteht ihn. Wir anderen nicken artig und bedanken uns am Ende trotzdem. Anhand von Exponaten und Zeichnungen erfahren wir Interessantes über die Gründung der Stadt, die Ureinwohner die hier vorher waren und Walfang betrieben haben, und einiges mehr. Die Tafeln sind leider alle auf Spanisch, so dass ich nicht alles allzu gut verstehe. Bis ich das nächste Mal nach Chile komme, werde ich das auf jeden Fall besser können.

Danach machen wir uns auf den Weg zur Mall, auf dem Weg kommen wir an einem anderen schön gestrichenen Haus vorbei:

Hauswand

Dieses Haus hat Roman bei seinem letzten Chile-Aufenthalt schon fotografiert. Allerdings direkt von vorne, und so er wusste nicht mehr, ob die Treppe echt ist oder auch gemalt, da man das auf seinem Foto nicht erkennen konnte.

Die Mall selbst ist, wie zu erwarten, groß und voll mit kleinen oder großen Einkaufsläden. Wir stiefeln erstmal nur durch, auf der Suche nach etwas zu Essen, da wir Hunger haben und es auch schon 14 Uhr ist. Gegessen wird in einem Restaurant, dass sich Schopdop nennt. Ein Schop ist hier eine Halbe, und es gibt wie zu erwarten, Bier. Da eigentlich alle Bier trinken wollen, wird ohne Opas Wissen eine „Rocket“ bestellt, ein großes Gefäß von etwa einem Meter Höhe, aus dem Bier direkt am Tisch gezapft werden kann. Als diese dann an den Tisch gebracht wird, guckt Opa dementsprechend entgeistert.

Ansonsten sind wir nach dem Essen wieder guter Dinge und gestärkt für die Mall, wir finden ein T-Shirt für meinen Bruder, und, weil es dazu einen Gutschein für 5000 Pesos gibt, wenn man beim nächsten Einkauf über 15000 Pesos ausgibt, kaufen auch Daniela und ich noch ein paar Klamotten.

Hier übriegens die Aussicht von hinter der Mall:

Aussicht von der Mall

Alles in Allem geht auch unser zweiter Tag in Danielas Heimatstadt für mich äußerst zufrieden zur Neige, wir sind alle Müde von der Hitze und der Meerluft und schlafen gut.

Das Elqui-Tal und La Serena

Kurzversion:
Sonntag: Papayas, Damm, Valle Elqui, Pisco, Pisco Elqui, Gabriela Mistral
Montag (1. Dezember): Kirchen, Irrlauf zum Strand, Hundebegleitung, Sonnenbrand
Dienstag: Tia Susanna und Fahrt nach Antofagasta

Für Sonntag haben wir zu viert (Oma, Opa, Mama, ich) eine Tour ins Valle Elqui gebucht, die auf Englisch gehalten wird und mit der wir ins Hinterland in eben jenes Tal fahren. In diesem Tal ist Gabriela Mistral geboren worden, eine chilenische Nationalheldin und die erste und meines Wissens nach einzige spanischsprachige Frau, die je einen Nobelpreis erhalten hat (sie hat 1945 den Literaturnobelpreis erhalten und ist leider in Europa eher unbekannt). Gabriela Mistral wird von den Einheimischen sehr bewundert und verehrt, und gerade in der Gegend um La Serena und dem Elqui-Tal wird etwa jede zweite Straße, Bücherei, Cafeteria etc. nach ihr benannt. Außerdem ist das Tal im Gegensatz zum Umland sehr fruchtbar, es werden Papayas, Zitrusfrüchte, Avocados, sonstige Früchte, und vor allem Trauben für Pisco angebaut. Pisco ist, wie ich glaube ich schon geschrieben habe, der chilenische Nationalschnaps, der meistens im Mix mit Limetten, Zukersirup und Eiklar getrunken wird als sogenannter Pisco Sour. Um die Herkunft und die Namensrechte des Pisco und Pisco Sour streiten sich Peru und Chile auch noch heute, beide Länder bereiten jedoch ihre Getränke sehr unterschiedlich zu. Mehr dazu gibt es ausführlich im Internet, auch bei Wikipedia, wobei da der deutsche Eintrag nicht so breit getreten ist wie beispielsweise der englische oder natürlich der spanische. Aber da das zu viel ist, um hier auszuführen, verweise ich Interessierte trotzdem ausnahmsweise dahin.

Da die Tour um 9 Uhr starten soll, sitzen wir um halb 9 noch gemütlich beim Frühstück als die Rezeptionistin vom Hostel uns Bescheid gibt, dass der Tourbus schon da ist. Wir sind ein wenig überrascht, denn auch in Chile ist Pünktlichkeit nicht immer das oberste Gebot, aber vielleicht kann man das ja auch in beide Richtungen auslegen. Egal, wir packen eben fertig und sitzen ein paar Minuten später in einem Mini-Bus. In den übrigen Hostels der Stadt werden noch andere Tourgäste abgeholt. Danach stellen sich unsere Führer vor: Rodolfo ist unser Fahrer und spanischsprachiger Guide, und Leticia übersetzt auf Englisch, da von den 13 Gästen sieben sind, die sich alle für englischsprachig angemeldet haben, sowie eine vierköpfige chilenische Familie aus der Gegend um Arica ganz im Norden und zwei Peruaner, die die Tour auf spanisch hören möchten.

Ich warne unsere Führerin gleich vor, dass ich für meine Großeltern übersetzten werde und sie sich nicht wundern soll, da beide nur wenig Englisch verstehen. Das finde sowohl Rudi, wie Opa unseren Fahrer getauft hat, also auch Leticia so lustig, dass sie mir auch immer nach dem gesagten brav Pausen einräumen, damit ich wiederholen kann.

Als erstes geht es zu einer Papaya-Plantage, wo wir etwas über die speziellen Papayas aus Chile lernen, und auch Produkte probieren sowie wenn wir möchten, kaufen können. Die Papayas hier sind nämlich anders als die, die wir bei uns kaufen können. Sie sind viel kleiner, aber viel stärker. Man kann sie nicht roh essen, da das Enzym Papain in ihnen so hoch konzentriert ist, dass man verbrennungsähnliche Verletzungen am und im Mund bekommt. Man kann die chilenische Papaya nur als Marmelade oder anders verarbeitet essen.

Papayasträucher

Im übrigen werden wir darüber aufgeklärt, dass die Papaya, obwohl sie so aussieht, kein Baum sondern ein Strauchgewächs ist und in drei Geschlechtern vorkommt: Die männliche Pflanze produziert das ganze Jahr Blüten, die weibliche das ganze Jahr Früchte. Dann gibt es noch den Zwitter, der sich auch selbst befruchten kann, aber nur sechs Monate im Jahr Früchte trägt, die sich außerdem in der Form von den weiblichen unterscheiden. Zum Probieren bekommen wir Papaya-Marmelade und Manjar, eine caramell-ähnliche chilenische Süßspezialität auf Milchbasis. Superlecker!

Anschließend geht es weiter zu einem Stausee, der vor ein paar Jahren zur besseren Bewässerung des Tals errichtet wurde. Inzwischen hat es aber seit sieben Jahren nicht mehr geregnet, so dass der Stausee nur noch ein paar Prozent seiner maximalen Füllmenge hat.

Hier zuerst der Blick aufs sogenannte „Untere Elqui-Tal“, dann auf den Stausee selbst und auf eine Windharfe, die im starken Wind leicht gespenstische Klänge erzeugt:

Unteres Elqui-Tal

Stausee

Windharfe

Im übrigen wird das meiste Wasser des Elqui-Flusses über ein Bewässerungssystem verteilt, dass sich die Chilenen aus Israel abgeschaut haben.

Danach besuchen wir eine Pisco-Distillerie, die die Trauben direkt vor ihrer Tür anbauen. Leider sind die Trauben erst im März reif, so dass die Distillerie gerade nicht in Betrieb ist. Aber vielleicht hätten sie uns dann auch nicht reingelassen. Jedenfalls werden uns die Fässer gezeigt, und auch die ganzen Gefäße in denen destilliert und gereift wird. In einem ist ein gerade mal ein knappes Jahr reifender Pisco drin, und wir können probieren. Den typischen Geschmack hat er aber noch nicht entwickelt, es schmeckt eigentlich einfach nur nach Alkohol und nicht irgendwie lecker aromatisch. Das bekommt der Alkohol erst in seinen zwei Jahren Reifezeit im Fass.

Pisco-Trauben

Hier ein Bild eines Pisco-Trauben-Feldes. Wie man sieht, sieht die Pflanze schon etwas anders aus als normale Weinpflanzen, da sie hoch wachsen und nicht so buschig wie auch unsere „normalen“ deutschen Weine. Aber das nur als kleine Info am Rande.

Nächster Halt ist Pisco Elqui, die Geburtsstadt von Gabriela Mistral sowie, was viel wichtiger ist, Ort unseres Mittagessens, das wir schon vorbestellen konnten. Bis dahin fahren wir aber ein ganzes Stückchen mit nur einem kleinen Zwischenstop für Fotos und das Probieren von „Duna“, der Frucht des Blattkaktusses. Die Duna wird oben aufgeschnitten und dann ausgelöffelt. Sie ist verdammt sauer, sobald man aber ein bisschen Zucker drauf träufelt verwandelt sich das Fruchtfleisch in ein herrlich erfrischendes Muß. Ich bekomme den Rest einer der beiden „Probefrüchte“ geschenkt und muss mir nichtmal eine kaufen um mehr zu kriegen. Super, oder? Unsere beiden Führer haben mich sowieso schon ins Herz geschlossen, da ich immer hin- und her übersetze und mich auch sonst zumindest viel mit Leticia unterhalte. Mit Rudi eher weniger, da ich noch immer kaum spanisch verstehe und er kein englisch kann. Aber die Aussicht ist schön:

Tal

Schließlich erreichen wir Picso Elqui und halten auf dem Parkplatz eines kleinen versteckten Restaurants. Das essen ist lecker, aber nichts außergewöhnliches, außer dem Nachtisch: Es gibt verschiedenes zur Auswahl, ich nehme mir Mote con Huesillo, eine chilenische Spezialität aus getrockneten Pfirsichen die in Pfirsich-Nektar schwimmen und mit Weizengraupen versetzt sind. Ich probiere, mag es aber nicht so sehr und gebe Mama den Rest. Beim Essen stellen wir übrigens auch fest, dass alle Englischsprachigen Tourgäste Deutsche sind: Wir vier natürlich, ein junges Paar das ursprünglich aus Memmingen stammt und eine Weltreise macht, und ein anderer junger Mann aus Berlin, der die Hochzeit eines Studienkollegen in Santiago für einen 10-tätigen Power-Trip durch ganz Chile nutzt.

Nach dem Essen haben wir etwas Zeit, die Stadt (oder eher das Dorf) auf eigene Faust zu erkunden.

Kirche

Gabriela Mistral

Wir besuchen außerdem ein kleines Museum in Gabriela Mistrals Kindheitshaus, einer Schule.

Schließlich der letzte Stop unserer Tour ist Vicuña, sozusagen die Hauptstadt des Elqui-Tales und schon wieder auf dem Rückweg. Hier gibt es aber auch nicht allzuviel zu sehen, einen hübschen Turm und das Wahrzeichen der Stadt und einen netten Park.

Turm von Vicuña

Park von Vicuña

Dann treten wir die Rückfahrt an, es ist auch schon recht spät und wir sind müde.

Am Sonntag wollen wir uns ein wenig in der Stadt umsehen und an den Strand gehen. Oma und Opa wollen in die nahe gelegene Hafenstadt Coquimbo, wo man Seelöwen, Pelikane und so weiter sehen kann. Das belebte Zentrum ist hübsch, es gibt 26 Steinkirchen im Zentrum. Der Grund dafür soll sein, dass die Stadt früher oft von Piraten überfallen wurde, und diese, da sie Spanier waren, immer sehr gottesfürchtig waren und die Menschen, die sich in den Kirchen versteckt haben, in Ruhe gelassen haben.

Kirche La Serena

Diese Kirche hier hat sogar einen hübschen Innenhof wo scheinbar auch Gottesdienste abgehalten werden können.

Innenhof

Mütze

Nachdem wir uns hier genug umgesehen haben, wollen wir in Richtung Strand, zum Leuchtturm. Ich packe also mein Navi aus und navigiere uns den kürzesten Weg entlang. Nur, da ist kein Weg. Nach etwa drei Kilometern durch Wohngebiete versperrt uns eine riesige Baustelle neben ein paar neugebauten Hochhäusern den Weg. Also versuchen wir es mit einem Weg drumrum, und landen noch weiter in Baustellen. Uns kommt dann auch bald ein Bauarbeiter entgegen und versucht uns zu erklären, dass wir da nicht durchkommen zum Strand, wir sollen wieder zurückgehen, ganz außenrum. Gefühlte 5 Kilometer Umweg zu Fuß bei gefühlten 50°C in praller Sonne. Ich finde die Aussicht wenig berauschend, vor allem, da wir die Straße über ein etwa 500m breites Geröllfeld sehen können. Ich überrede also meine Mutter, auch auf die Gefahr hin, dass wir dort nicht rauskommen, wir uns die Beine brechen könnten oder sonstiges, querfeldein unser Glück zu versuchen. Und zum Glück sehen wir kurz nach Verlassen des eigentlichen Weges auch Menschen auf der anderen Seite ein Stück hereinfahren, so dass wir zumindest davon ausgehen können, dass da kein Zaun den Weg versperrt.

Kurz bevor wir dann letztendlich die Hauptstraße erreichen schließt sich uns noch ein junger Hund an. Hunde gibt es hier wie Sand am Meer, alle mehr oder weniger halbwild aber eigentlich nicht gefährlich. Der hier wird kurzerhand Rudi getauft, weil uns nichts besseres einfällt, und er so treu und anhänglich ist. Was zu essen für ihn haben wir leider nicht. Rudi begleitet uns bis zum Leuchtturm von La Serena und findet erst dort interessantere Leute zum hinterherlaufen.

Leuchtturm

Am Strand begegnen wir übrigens direkt Oma und Opa, die erzählen dass sie zwar in den richtigen Bus aber in die falsche Richtung eingestiegen sind, so dass sie eine Rundfahrt in La Serena gemacht haben, aber nicht nach Coquimbo gekommen sind, und sich jetzt am Strand vergnügt haben und wieder zurück wollen ins Hostel. Mama und ich ziehen die Schuhe aus und laufen im Sand am Wasser umher, aber der Wind ist kalt und das Wasser ist eisig, so dass wir uns nur etwas in die Sonne legen. Als wir etwas später wieder aufstehen, habe ich Sonnenbrand in den Kniekehlen. Mama hält mir vor, dass sie mich gewarnt hat und dass ich doch meine Beine hätte eincremen sollen, sie hat es mir extra gesagt. Auf dem Rückweg treffen wir sogar zufällig noch Roman und Daniela, die sich auch in La Serena aufhalten und sich später mit uns treffen wollen zum Abendessen.

Meine Beine creme ich erst Abends ein und hoffe, dass die Haut dran bleibt und der Schmerz nicht allzu schlimm wird. Immerhin, der Tag endet positiv: Wir sind über 20k Schritte gleaufen. Und ich sehe einen Kolibri im Garten und bin sogar schnell genug, ihn zu fotografieren:

Kolibri

Dienstag haben wir uns nicht allzuviel vorgenommen. Wir müssen bis 11 Uhr unsere Zimmer verlassen haben, können aber bis um 22 Uhr unser Gepäck im Hostel lagern, was wir auch dankend annehmen, da unser Bus erst um 21 Uhr los fährt. Wir gehen nochmal ins Stadtzentrum sowie auf den Gemüßemarkt, wo Dienstags, Donnerstags und Sonntags Feldfrüchte aus dem Elqui-Tal verkauft werden. Nachmittags gehen wir zusammen Danielas Tante Susanna besuchen, die in La Serena wohnt und dort ihre Schwester pflegt. Sie ist, genauso wie mein Opa, 70 Jahre alt, sieht trotz ihrer dicken Brille fast nichts, und tanzt begeistert chilenische Volkstänze. Sie ist überhaupt noch gut in Schuss, und absolut lebenslustig. Viel zu früh müssen wir wieder gehen, holen unsere ungefähr dreihundert Taschen aus dem Hostel und machen uns auf zum Busbahnhof. Wir sollten etwa um 9 Uhr früh morgen in Antofagasta ankommen und dort von Danielas Familie abgeholt werden. Dort wollen wir, da die Familie uns einlädt, die erste Nacht verbringen und danach ein Hotel oder ähnliches suchen.

Die Stadt der Aufzüge

Kurzversion: Freitag: Die Große Suche nach einem Aufzug, Valparaíso
Samstag: Fahrt nach La Serena

In Valparaíso verbringen wir die beiden Nächte in einem kleinen familiären Hostel, in dem Roman und Daniela bereits letztes Jahr einmal übernachtet haben, dem „El Rincón Marino“. Die Zimmerdecke ist ca. 4m hoch, und Omas & Opas, sowie Danielas & Romans Zimmer sind beide recht normal und nicht bemerkenswert. Mama und ich jedoch teilen uns ein Zimmer ohne Fenster.

Zimmer Valparaíso

Man kann jedoch über der ca. 2,5m hohen Tür eine Luke aufmachen, damit vom Gang ein wenig Licht hereinkommt. Ein wenig sonderbar ist es jedoch schon, am Morgen aufzuwachen und die Tür aufzumachen und von Sonnenlicht im Innenhof begrüßt zu werden. Eine weitere schöne Eigenheit ist der überdachte Innenhof, von dem man ins zweite Stock über eine Wendeltreppe kommt:

Treppe im Hostal

Außerdem hängt alles voll mit Seemannsknoten, Kapitänsmützen und ähnlichem. Später erfahren wir vom Hostelbesitzer, dass er früher bei der Marine war und jetzt eben ein Hostel betreibt.

Erinnerungen an die Marine

Valparaíso ist eine Stadt die auf der einen Seite direkt am Meer liegt, jedoch ein paar wenige Straßen weiter schon direkt an steilen Berghängen. Gewohnt wird natürlich überall, ein bisschen Berg hält die Chilenen nicht davon ab, dort trotzdem zu wohnen. Da es aber doch igendwann lästig wird, Einkäufe und alles andere auch die tausende von Stufen hochzutragen, haben sie sich hier etwas besonderes aus Europa abgeschaut: Aufzüge bzw. Standseilbahnen. Über die Stadt verteilt gibt es so einige, alle paar hundert Meter Luftlinie sollte einer kommen. Es ist nur nicht so einfach, die Stationen zu finden, vor allem da unsere Stadtpläne nicht die genauesten sind. Und Schilder scheint es auch nicht zu geben. Wir haben es uns trotzdem in den Kopf gesetzt, einen zu finden und damit zu fahren. Nachvollziehbar, oder? Ein anderes Ziel ist „La Sebastiana“, eines der Häuser des bekannten Schriftstellers Pablo Neruda, das er eigens nach seinen Vorstellungen hat umbauen lassen. Und dort in die Nähe soll so ein Aufzug führen. Was also besser, als beides verbinden?

Für heute trennen wir uns jedoch, da sich zum einen Oma und Opa in einem anderen Tempo fortbewegen wollen als wir, und auch die Interessen von Daniela und Roman sich nicht so ganz mit unseren überschneiden. Also ziehen Mama und ich zu zweit los, auf der Suche nach dem Aufzug, der uns auf den Berg bringt. Wir sehen zwar schon einen aus der Ferne, aber die Schienen sind blockiert und er scheint nicht in Betrieb zu sein. Bis wir einen zweiten finden, sind wir den Berg auch schon fast hochgelaufen. Auch dieser sieht jedoch nicht aus, als würde er benutzt werden, die Schienen sind rostig und total überwuchert.

Aufzug

Immerhin haben wir uns bewegt und ein paar andere schöne Sachen gesehen: Einen Schmetterling und lustige Hauseingänge.

Schmetterling

Hauseingang

Wie man da wohl Möbel ins Haus gebracht hat? Ich habe nämlich beim Besten Willen keinen anderen Eingang ausmachen können.

Schließlich erreichen wir La Sebastiana. Drinnen ist ein Museum, fotografieren darf man leider nur von außen. Kontrolliert wird das leider auch. Also gibts nur Bilder von außen, aber auch die bieten schon einen schönen Einblick in Pablo Nerudas exzentrisches Wesen:

La Sebastiana

Pablo Nerudas Haus

Gerade als wir wieder gehen wollen, treffen wir Daniela und Roman, die ein bisschen anders hochgelaufen sind und auch keinen funktionierenden Aufzug gefunden haben. Zusammen machen wir uns auf die Suche, und laufen dabei den Berg wieder runter, wo wir uns dann auch wieder trennen, da Mama und ich beschließen, uns jetzt mal in Richtung Hafen zu begeben und den anzuschauen. Roman und Daniela wollen in anderer Richtung weitersuchen. Wir finden noch eine Art Open Air Museum, wo einfach ein bestimmter Straßenabschnitt der besonders schön ist, in Stand gehalten wird. Genau in der Ecke gibt es sogar eine kleine Kneipe namens „Hotzenplotz“:

Hotzenplotz im Freilichtmuseum

Zum Hafen selber kommen wir nicht, da das doch etwas weit ist, und wir mit der Metro fahren müssten, die extra eine eigene Geldkarte braucht. Lassen wir das also. Wir starten einen letzten Versuch, einen funktionierenden Aufzug zu finden. Und tatsächlich. Nach ein wenig umherirren und der Hilfe meines Handys finden wir eine Aufzugstation, und er geht.

Aufzug Reina Victoria

Die Strecke sind nur ein paar Meter, aber es kostet auch nur 100 Pesos p.P. Das wollen wir uns also nicht entgehen lassen. Die Fahrt ist ruckelig und laut, aber wir haben unseren Spaß und endlich unser Ziel erfüllt. Auch von oben sieht das ganze hübsch aus.

Jetzt wollen wir uns mit einem Kaffee belohnen, und setzen uns in ein Restaurant das wir direkt oben an der Station finden, das „Fauna“. Wir bestellen uns außer dem Kaffee auch jeder noch eine süße Stärkung. Und obwohl ich eigentlich dagegen bin, jedes Essen zu fotografieren, das ich irgendwo serviert bekomme, hat mir das so gut gefallen, dass ich euch den Anblick nicht entgehen lassen möchte:

Essen im Fauna

Ich habe mir einen Moccachino zum trinken bestellt, und eine Art Mousse aux Cafés, und meine Mutter eine Latte Macchiato und Maroneneis mit Apfelkompott und Knusperwaffeln. Njamnjamnjam! Während dem Essen genießen wir die Aussicht und den Gitarrenspieler, der sich mit Erlaubnis des Restaurants noch ein wenig dazuverdient, und erholen uns vom weiten Laufen.

Wir sind außerdem in einem augenscheinlich besonderen Viertel gelandet, denn hier sind die Wände mit besonders hübschen Graffitis bemahlt:

Wand 1

Wand 2

Den Rest des Abends verbringen wir mit Heimlaufen, und im Hostel treffen wir auch wieder alle andern. Wir gehen noch gemeinsam essen, dann geht es schon ab auf die Zimmer, ausruhen, bloggen, etc. Denn am nächsten Morgen geht es gleich weiter mit dem Bus um 10 Uhr, der uns nach La Serena bringt. Dort haben wir wenigstens schon ein Hostel nur ein paar hundert Meter vom Busbahnhof reserviert, das sogar von Deutschen geführt wird (Hostal El Punto). Letzteres ist eher ein Zufall, wir haben beim Buchen drauf geachtet dass es WLAN hat. Meinen Opa freut das aber ganz besonders, da er dann auch mal jemand anderen zum Reden hat. Die Fahrt selbst besteht leider aus recht unkomfortablen acht Stunden, die Sitze sind nicht sonderlich bequem und wir bekommen alle Kreuzweh. Aber auch das geht vorbei, und im El Punto werden wir dafür umso freundlicher begrüßt. Daniela und Roman bleiben übrigens nicht mit im Hostel, da Daniela hier eine Tante hat bei der sie zum Übernachten eingeladen sind. Nachdem wir versorgt sind fahren sie direkt weiter zu Tia Susanna und lassen uns ausruhen.