Vulkane und Inseln

Kurzversion: Fischmarkt in Pto. Montt, Geführte Tour mit Rocky, Vulkan, auf Holz warten, La Grande Isla Chiloé.

Auch der Freitag bringt erstmal annehmbares Wetter. Nur leider gibt es kein warmes Wasser, der Sturm der letzten Nacht hat irgendwas mit dem Gasheizer angestellt. Ines ist auch nicht zu erreichen, so dass Daniela und Rosa zurück bleiben um entweder das ganze selbst in die Hand zu nehmen oder zu warten, bis Ines sich meldet.

Wir anderen wollen uns den Fischmarkt in Puerto Montt ansehen, und vielleicht auch noch ein bisschen die Stadt. Auf dem Fischmarkt gibt es, natürlich, Fisch und Muscheln. Aber auch Sachen, die wir in Deutschland nicht so kennen: Seepocken, Algen, Locos (die Seeschnecken) und so weiter. Es riecht nicht einmal schlecht, die Sachen sind frisch aus dem Meer. Aber wir wollen uns erstmal nur orientieren und kaufen nichts, denn ein paar Stände weiter außerhalb der Halle gibt es handgestrickte Ponchos und Souveniere aller Art. Nur Postkarten fallen mir keine auf.

Anschließend fahren wir weiter ins Stadtzentrum. Wir müssen ein paar Kleinigkeiten einkaufen, und Oma und Opa setzen sich währenddessen in das Restaurant, in dem sie schon am Tag zuvor waren, dort treffen wir uns nach dem Einkaufen auch wieder und trinken zusammen Erdbeersaft.

Mehr stellen wir heute nicht an, wir wollen ja auch nicht alles ohne unsere beiden chilenischen Mädels machen. Als wir zurück sind haben sie den Durchlauferhitzer im Übrigen selbst repariert, da hatten sich im Sturm in der Nacht Äste und Blätter verfangen und verhindert, so dass die Flamme nicht genug Luft bekommen hat.

Spätnachmittags essen wir Geburtstagskuchen für Onkel Jojo zum Kaffe und feiern ihn in absentia. Es gibt einen Limonenkuchen mit Baiser-Topping, und für Opa extra Schwarzwälder Kirsch-Torte. Haben wir alles beim Einkaufen bekommen.

Wir gehen nun noch ein wenig am Strand spazieren, und Rocky, der schon den ganzen Tag vorm Haus im Sand liegt, erhebt sich plötzlich und begleitet uns einfach. Als wir an zwei anderen Hunden an einem Zaun vorbeilaufen, will er uns sogar vor ihnen verteidigen.

Rocky spaziert

Strandspaziergang

Holzschiff

Er hat uns wohl mit in die Familie adoptiert. Leider macht das ein Weiterkommen auf dem geplanten Weg unmöglich, da das ganze Gekläffe uns doch eher beängstigt und Rocky sich nicht mehr vom Zaun entfernt. Erst als wir umdrehen, lässt er ab. Dafür finden wir in einem Steilhang eine alte morsche, verfallene Treppe. Ich gehe testen und klettere als erste hoch, die Treppe hält uns. Nacheinander steigen auch Roman, Daniela, Rosa und Mama hoch.

Treppe

Rocky steht unten und guckt erstmal hilflos zu. Und dann, fast zu schnell um zu sehen wie, steht er plötzlich wieder neben uns. Entweder er ist auf seine alten Tage doch sportlicher als jeder Opa den ich kenne, oder er ist geflogen. Wir sind gerührt dass er uns so treu gefolgt ist, und versprechen ihm nachher ein paar Fleischreste von unserem Essen. Er hinkt jetzt leider auch wieder deutlicher als vorher, und setzt sich in einen Bach, der die Straße kreuzt, zum abkühlen.

Rocky badet

Aber sein versprochenes Fleisch bekommt er abends nach dem Essen natürlich. Und er wird auch von uns allen natürlich ausgiebig gestreichelt.

Die Abendsonne verspricht übrigens bestes Wetter:

Abendrot

Samstag fahren wir zum Vulcan Osorno. Der ist ca. 60km entfernt im Norden am Lago Llanquihue (spricht sich „Jankiwe“). Wir verfahren uns einmal kurz, aber sonst verläuft alles zwischenfalllos. Den Osorno kann man bis auf ca. 1000m mit dem Auto erklimmen, dann steht man an der Basisstation. Von hier aus geht es weiter mit dem Lift. Es ist jedoch eisig kalt, da eine dicke Wokenschicht den Blick sowohl auf den See als auch auf den Berggipfel verdeckt.

Anfahrt zum Osorno

Osorno Basisstation

Oma, Opa und Rosa bleiben bei der Station, da sie nicht für solche Temperaturen gewappnet sind. Auch ich habe meine Sneaker, dünne Jeans, ein langarmiges T-Shirt und eine dünne Softshell-Jacke an, OK bis etwa 12°C aber alles drunter wird dann auch eisig. Nach kurzem Hin und Her entscheide ich mich jedoch mitzufahren, da ich nicht einfach unten sitzen und alles verpassen will. Und der Mann am Kassenschalter sagt, dass oben schönes Wetter ist. Ich kann das kaum glauben, aber lasse es drauf ankommen. 20 Minuten dauert die Fahrt auf die höchste Station, also im schlimmsten Fall friere ich eine Dreiviertelstunde.

Opa bleibt unten

Während der Fahrt im Sessellift durch die Wolke haben wir höchstens 20 Meter Sicht, gerade einmal bis zum nächsten Sessel. Es ist noch nicht viel los, und trotzdem hören wir durch den Nebel Unterhaltungen von unsichtbaren Menschen auf Spanisch. Ein bisschen beklämmend ist das ganze. Einmal müssen wir umsteigen von der einen Seilbahn in die nächste, und hier ist es noch kälter. Auf dem Zweiten Teil der Fahrt sehen wir sogar Schnee unter uns. Bis wir schließlich die Wokendecke durchbrechen, und in strahlender Sonne gebadet werden.

erster Lichtblick

Herrlich. Oben angekommen, stelle ich fest, dass der Boden ganz sonnendurchwärmt ist. Mir tun die zurückgebliebenen fast Leid, denn die sitzen unten im Nebel. Einmal kurz nur durchbricht die Wokendecke und wir sehen unten den See glitzern. Wir beschließen eine kleines Stück weiter zu klettern über Vulkangestein, das frei von Schnee liegt (hier oben ist nämlich tatsächlich einiges an Schnee an den Sonnenabgewandten Hängen übrig), hinauf zu einem Gedenkkreuz das noch einmal ca. 30 Meter über uns liegt. Es lohnt sich, das Gedenkkreuz selbst ist zwar nichts besonderes, hier ist vor ein paar Jahren eine Gruppe Wanderer ums Leben gekommen, aber wir finden hübsches Vulkangestein, die von der Hitze metallisch angelaufen wirken.

Über den Wolken

Nach der Rückfahrt beschließen wir noch die Rundfahrt um den Lago Llanquihue weiter zu fahren, auch wenn es laut Karte über einige Kilometer Schotterpiste führt. Belohnt werden wir mit schönen Aussichten (die ich leider teilweise verschlafe), und einem Stück Kuchen in einem Örtchen namens Frutillar, das ist spanisch für Erdbeere. Hier gibt es als meiner Meinung nach lustigste Sehenswürdigkeit ein kleines Häusschen, das aussieht wie eine Kuckucksuhr.

Kuckucksuhr

Der restliche Heimweg vorbei an Weiden und Feldern ist relativ unspektakulär, und ich verschlafe wieder das meiste.

Sonntag soll ein Ausruh-Tag werden, Mama und ich müssen Wäsche waschen, das Wetter ist wieder stürmisch und regnerisch, und Roman will Daniela und Rosa nochmal den Fischmarkt zeigen.

Sturm

Da Opa und Oma gerade weg sind beim Holz sammeln, fahren die drei alleine. Opa will jedoch auch nicht still sitzen bleiben den ganzen Tag, und beschließt kurzerhand, die zwei Kilometer Schotterpiste zu laufen und dann einen Bus in die Stadt zu nehmen. Während Mama und ich uns gepflegt erholen und um die Wäsche kümmern, verbringen die anderen ihren Tag je nachdem wie sie es möchten. Abends finden sich alle wieder zusammen zum Abendessen, Opa erzählt stolz davon wie gut das zu Fuß und mit dem Bus geklappt hat, alle sind einigermaßen zufrieden. Auch Ines und Raúl schauen noch kurz vorbei, bringen mehr Holz und eine Gasflasche, da die alte fast leer ist, und bleiben auf ein kurzes Schwätzchen. Ines unterhält sich mit Mama und mir über das Bildungssystem, die Unterschiede in Chile, wo es sehr teuer ist zu studieren, und Deutschlnd, bzw. Kanada. Es gibt nämlich aktuell viele Streiks von Lehrern und Schülern bzw. Studenten, die ein gerechteres System für Chile fordern und freie Bildung für alle. Ines erzählt, dass sie einen Sohn hat, der dieses Jahr mit Studieren fertig wird, er studiert Minen-Ingenieur, oder vielleicht übersetzt sich das auch als Gruben-Ingenieur. Ich bin nicht sicher, ob es bei uns einen äquivalenten Studiengang überhaupt gibt. Roman und Daniela unterhalten sich derweil mit Raúl, und nachher erfahre ich, dass wir schon für unseren nächsten Chile-Aufenthalt wieder eingeladen wurden. Besagter Sohn der beiden sei nämlich noch unverheiratet und größer als ich, so dass doch auch ich bitte wieder mitkommen solle. Ich bin mir noch nicht sicher, was ich davon halten soll, aber ich finde das witzig.

Montag hat sich das Wetter leider nicht viel verbessert, wir starten trotzdem wie geplant in Richtung der Grande Isla Chiloé. Die Fahrt allein dauert schon über zwei Stunden über Autobahnen, dann eine halbe Stunde mit der Fähre, und dann nochmal eine Stunde bis Castro, der „Hauptstadt“ und unserem Ziel auf der Insel. Von hier aus soll man sehr viel machen können. Die Hinfahrt ist recht unspektakulär, nur von der Fähre aus sehen wir wieder sehr nah Delfine, und drüben auf der Insel ein Trio Papageien. In Castro selbst gibt es einen hübschen Platz mit gelb-lilaner Kirche.

Castros Kirche

Außerdem gibt es einen Hafen und dort auch ein interessantes Hafen-Restaurant, in dem wir direkt essen gehen, denn es ist schon wieder nach Mittag und alle haben Hunger. Dort gibt es unter anderem Curanto, eine chilotische Spezialität. Das ist ein Gericht mit Muscheln, Fleisch, Wurst und Knödeln. Wir bestellen das für uns alle, jedoch bin ich ein wenig schockiert, dass der Teller fast nur aus Muscheln besteht. Also gebe ich meine Portion ab und verteile sie, und bekomme dafür das Huhn, Rauchfleisch und Würste von anderen. Es wird gerecht geteilt, nachher sind wir alle pappsatt und streunen noch in Castro herum. Es gibt wie in allen touristischen Städten in Chile viele Stände mit von Hand hergestellten Souvenirs, Fisch, und einiges mehr. Ich für meinen Teil bin aber ein wenig enttäuscht, da die Stadt für sich nicht viel her gibt. Wir sehen uns noch etwas um, und fahren bald auch schon wieder zurück, da wir nicht im Stockfinstern den Schotterweg zu unserem Haus fahren wollen. Auf dem Rückweg sehen wir nochmal Papageien, und bei der Überfahrt mit der Fähre sehen wir Unmengen an Möven, und diesmal auch Seelöwen, Pelikane und zwei Pinguine. Jetzt bin auch ich zufrieden, und wenn ich nächstes Mal nach Chile komme, werde ich mir auf Chiloé die Zeit nehmen, und dort auch die Brutplätze der Pinguine und so weiter besuchen.

Es wurde Abend…

Abend

… und es wurde wieder Mogen. Der nächste Tag.

Morgen