Die Stadt der Aufzüge

Kurzversion: Freitag: Die Große Suche nach einem Aufzug, Valparaíso
Samstag: Fahrt nach La Serena

In Valparaíso verbringen wir die beiden Nächte in einem kleinen familiären Hostel, in dem Roman und Daniela bereits letztes Jahr einmal übernachtet haben, dem „El Rincón Marino“. Die Zimmerdecke ist ca. 4m hoch, und Omas & Opas, sowie Danielas & Romans Zimmer sind beide recht normal und nicht bemerkenswert. Mama und ich jedoch teilen uns ein Zimmer ohne Fenster.

Zimmer Valparaíso

Man kann jedoch über der ca. 2,5m hohen Tür eine Luke aufmachen, damit vom Gang ein wenig Licht hereinkommt. Ein wenig sonderbar ist es jedoch schon, am Morgen aufzuwachen und die Tür aufzumachen und von Sonnenlicht im Innenhof begrüßt zu werden. Eine weitere schöne Eigenheit ist der überdachte Innenhof, von dem man ins zweite Stock über eine Wendeltreppe kommt:

Treppe im Hostal

Außerdem hängt alles voll mit Seemannsknoten, Kapitänsmützen und ähnlichem. Später erfahren wir vom Hostelbesitzer, dass er früher bei der Marine war und jetzt eben ein Hostel betreibt.

Erinnerungen an die Marine

Valparaíso ist eine Stadt die auf der einen Seite direkt am Meer liegt, jedoch ein paar wenige Straßen weiter schon direkt an steilen Berghängen. Gewohnt wird natürlich überall, ein bisschen Berg hält die Chilenen nicht davon ab, dort trotzdem zu wohnen. Da es aber doch igendwann lästig wird, Einkäufe und alles andere auch die tausende von Stufen hochzutragen, haben sie sich hier etwas besonderes aus Europa abgeschaut: Aufzüge bzw. Standseilbahnen. Über die Stadt verteilt gibt es so einige, alle paar hundert Meter Luftlinie sollte einer kommen. Es ist nur nicht so einfach, die Stationen zu finden, vor allem da unsere Stadtpläne nicht die genauesten sind. Und Schilder scheint es auch nicht zu geben. Wir haben es uns trotzdem in den Kopf gesetzt, einen zu finden und damit zu fahren. Nachvollziehbar, oder? Ein anderes Ziel ist „La Sebastiana“, eines der Häuser des bekannten Schriftstellers Pablo Neruda, das er eigens nach seinen Vorstellungen hat umbauen lassen. Und dort in die Nähe soll so ein Aufzug führen. Was also besser, als beides verbinden?

Für heute trennen wir uns jedoch, da sich zum einen Oma und Opa in einem anderen Tempo fortbewegen wollen als wir, und auch die Interessen von Daniela und Roman sich nicht so ganz mit unseren überschneiden. Also ziehen Mama und ich zu zweit los, auf der Suche nach dem Aufzug, der uns auf den Berg bringt. Wir sehen zwar schon einen aus der Ferne, aber die Schienen sind blockiert und er scheint nicht in Betrieb zu sein. Bis wir einen zweiten finden, sind wir den Berg auch schon fast hochgelaufen. Auch dieser sieht jedoch nicht aus, als würde er benutzt werden, die Schienen sind rostig und total überwuchert.

Aufzug

Immerhin haben wir uns bewegt und ein paar andere schöne Sachen gesehen: Einen Schmetterling und lustige Hauseingänge.

Schmetterling

Hauseingang

Wie man da wohl Möbel ins Haus gebracht hat? Ich habe nämlich beim Besten Willen keinen anderen Eingang ausmachen können.

Schließlich erreichen wir La Sebastiana. Drinnen ist ein Museum, fotografieren darf man leider nur von außen. Kontrolliert wird das leider auch. Also gibts nur Bilder von außen, aber auch die bieten schon einen schönen Einblick in Pablo Nerudas exzentrisches Wesen:

La Sebastiana

Pablo Nerudas Haus

Gerade als wir wieder gehen wollen, treffen wir Daniela und Roman, die ein bisschen anders hochgelaufen sind und auch keinen funktionierenden Aufzug gefunden haben. Zusammen machen wir uns auf die Suche, und laufen dabei den Berg wieder runter, wo wir uns dann auch wieder trennen, da Mama und ich beschließen, uns jetzt mal in Richtung Hafen zu begeben und den anzuschauen. Roman und Daniela wollen in anderer Richtung weitersuchen. Wir finden noch eine Art Open Air Museum, wo einfach ein bestimmter Straßenabschnitt der besonders schön ist, in Stand gehalten wird. Genau in der Ecke gibt es sogar eine kleine Kneipe namens „Hotzenplotz“:

Hotzenplotz im Freilichtmuseum

Zum Hafen selber kommen wir nicht, da das doch etwas weit ist, und wir mit der Metro fahren müssten, die extra eine eigene Geldkarte braucht. Lassen wir das also. Wir starten einen letzten Versuch, einen funktionierenden Aufzug zu finden. Und tatsächlich. Nach ein wenig umherirren und der Hilfe meines Handys finden wir eine Aufzugstation, und er geht.

Aufzug Reina Victoria

Die Strecke sind nur ein paar Meter, aber es kostet auch nur 100 Pesos p.P. Das wollen wir uns also nicht entgehen lassen. Die Fahrt ist ruckelig und laut, aber wir haben unseren Spaß und endlich unser Ziel erfüllt. Auch von oben sieht das ganze hübsch aus.

Jetzt wollen wir uns mit einem Kaffee belohnen, und setzen uns in ein Restaurant das wir direkt oben an der Station finden, das „Fauna“. Wir bestellen uns außer dem Kaffee auch jeder noch eine süße Stärkung. Und obwohl ich eigentlich dagegen bin, jedes Essen zu fotografieren, das ich irgendwo serviert bekomme, hat mir das so gut gefallen, dass ich euch den Anblick nicht entgehen lassen möchte:

Essen im Fauna

Ich habe mir einen Moccachino zum trinken bestellt, und eine Art Mousse aux Cafés, und meine Mutter eine Latte Macchiato und Maroneneis mit Apfelkompott und Knusperwaffeln. Njamnjamnjam! Während dem Essen genießen wir die Aussicht und den Gitarrenspieler, der sich mit Erlaubnis des Restaurants noch ein wenig dazuverdient, und erholen uns vom weiten Laufen.

Wir sind außerdem in einem augenscheinlich besonderen Viertel gelandet, denn hier sind die Wände mit besonders hübschen Graffitis bemahlt:

Wand 1

Wand 2

Den Rest des Abends verbringen wir mit Heimlaufen, und im Hostel treffen wir auch wieder alle andern. Wir gehen noch gemeinsam essen, dann geht es schon ab auf die Zimmer, ausruhen, bloggen, etc. Denn am nächsten Morgen geht es gleich weiter mit dem Bus um 10 Uhr, der uns nach La Serena bringt. Dort haben wir wenigstens schon ein Hostel nur ein paar hundert Meter vom Busbahnhof reserviert, das sogar von Deutschen geführt wird (Hostal El Punto). Letzteres ist eher ein Zufall, wir haben beim Buchen drauf geachtet dass es WLAN hat. Meinen Opa freut das aber ganz besonders, da er dann auch mal jemand anderen zum Reden hat. Die Fahrt selbst besteht leider aus recht unkomfortablen acht Stunden, die Sitze sind nicht sonderlich bequem und wir bekommen alle Kreuzweh. Aber auch das geht vorbei, und im El Punto werden wir dafür umso freundlicher begrüßt. Daniela und Roman bleiben übrigens nicht mit im Hostel, da Daniela hier eine Tante hat bei der sie zum Übernachten eingeladen sind. Nachdem wir versorgt sind fahren sie direkt weiter zu Tia Susanna und lassen uns ausruhen.